Ein Projekt der AGoFF-Forschungsstelle Mittelpolen
Die Überlieferungssituation genealogisch relevanter Daten für Einwohner mit evangelisch-augsburgischem Bekenntnis des Mittelpolen genannten Gebietes ist recht unterschiedlich. Die polnischen Staatsarchive stellen inzwischen reichhaltige Bestände an Digitalisaten von Originalen oder Sicherungsverfilmungen der Zivilstandsregister und soweit im staatlichen Besitz auch Kirchenbücher aller Konfessionen online zur Verfügung. Für manche Gebiete scheinen entsprechende Quellen noch nicht „aufgefunden‟ oder doch durch die Zeitläufe verloren gegangen bzw. vernichtet worden zu sein. Hierdurch entstehen Lücken in der genealogischen Überlieferung, die oft durch andere Quellen geschlossen werden können. Solche Quellen zu erschließen ist jedoch oft nicht nur mit einem glücklichen Händchen des Suchenden, sondern auch mit viel Arbeit verbunden.
Für die Kirchengemeinden evangelisch-augsburgischer Konfession stellen neben den Beständen der örtlichen staatlichen Archiv in Polen die Bestände des Archiwum Glówne Akt Dawnych w Warszawie (Archiv Alter Akten in Warschau) eine wichtige Quelle dar, die unbedingt zu beachten ist; insbesondere der Bestand Centralne Władze Wyznaniowe Królestwa Polskiego, 1768-1888 (1905-1912) – (Inventar Nr. 190).
Dieser Bestand enthält zu vielen Kirchengemeinden, auch derjenigen evangelisch-augsburgischer Konfession, Verwaltungsakten. Per Link sind Digitalisate hiervon online abrufbar. Leider bieten die mit im Schnitt auf 200 KB Größe reduzierten Bilddateien bei den teilweise sehr undeutlich geschriebenen Listen keine hinreichend Qualität, um diese Dokumente in jedem Fall einwandfrei lesen zu können. Zumal diese Digitalisate von im Jahr 2007 gefertigten Sicherungsfilmen stammen. Die Verwaltungsakten der evangelisch-augsburgischen Gemeinden enthalten u.a. Kirchengeldlisten. Die Laufzeit der Listen setzt Mitte der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts ein und endet Ende der fünfziger Jahre. Die Listen scheinen nach Vorlagen erstellt, zunächst komplette in Handschrift, später in Form ausgefüllter Vordrucke. In diesen Listen werden die Haushalte nebst Haushaltsvorständen aufgeführt und das von diesen zu entrichtende Kirchengeld zum Unterhalt der Kirchengemeinde für ein, zwei oder drei Jahre erfasst. Die frühen Listen sind auf die Erfassung der Zahlbeträge in Złoty und Groschen, die späteren in Rubel und Kopeken eingerichtet.
Die Forschungsgruppe Kalisch wurde durch einige wenige im Archiwum Państwowe w Kaliszu im Bestand der Kreisverwaltung Kalisch gefundene Ausfertigungen solcher Listen betreffend die evangelisch-augsburgischen Kirchengemeinden Prażuchy und Stawiszyn auf diese Quelle aufmerksam und transkribierte diese Listen. Diese bilden den Grundstock dieser Datenbank. Darüber hinaus stellte inzwischen das Archiwum Glówne Akt Dawnych freundlicherweise von einigen ausgewählten Listen hochauflösende Digitalisate der Sicherungsverfilmung zur Verfügung, so dass eine gut lesbare Vorlage zur Hand ist.
Die Datenqualität ist je nach Schreiber, Kirchengemeinde und Zeitraum unterschiedlich. Manche Listen enthalten neben dem Namen des Haushaltsvorstandes lediglich die Angabe des Wohnsitzes und der zu entrichtenden Summe. Andere geben detailliert Auskunft über die Art des Erwerbs, die – wenn vorhanden – Fläche des Hofes und die Anzahl der im Haus wohnenden Familien nebst der Seelenzahl (Kopfzahl). Die Forschungsstelle Mittelpolen möchte, sofern sie ausreichend Unterstützung erhält, nach und nach diese Listen erfassen und in eine für Mitglieder durchsuchbare Datenbank einstellen.
Darüber hinaus finden sich in diesen Beständen hin und wieder auch so genannte Schulgeldlisten, weil in dem hier untersuchten Zeitraum die evangelischen Kirchengemeinden Träger der örtlichen Schulen waren. Zwei Beispiele, Kolonie Prażuchy für die Jahre 1843 und 1861, sind daher auch in die Datenbank eingestellt.
Die Erfassung erfolgt mittels EXCEL-Vorlagen. In die Datenbank werden nur die relevanten Daten eingestellt, damit sie nicht zu umfangreich wird. Daher werden die Zahlbeträge nur in der EXCEL-Tabelle erfasst, nicht jedoch in die Datenbank überführt. Diese können dann bei den Sachbearbeitern erfragt werden. Die Vor- und Zunamen werden nicht nur in der originalen Schreibweise erfasst, sondern es wird auch versucht, diese zu „normalisieren‟, weil die Schreibweise bereits innerhalb weniger Jahre stark variiert und dies einer leichten Durchsuchbarkeit der Datenbank entgegensteht.
Folgende Angaben wurden bisher je Tabelle erfasst:
Zur Datenbank Kirchen- und Schulgelder in der ersten Hälfte des 19. Jh. in Mittelpolen |
Nachweis der bisher in der Datenbank erfasste Listen
Titel | Verzeichnis der Einwohner und Verteilung von Beiträgen zur Aufrechterhaltung des Dienstes der evangelischen Kirchengemeinde in der Bezirksstadt Augustów |
Bestand | Nr. 190 Zentrale Glaubensbehörde des Königreichs Polen (1768-1888) |
Signatur | 1331 |
Seiten | 343 ff |
Datum | 03.12.1841 |
Kirchengemeinde | Augustów |
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