Die Spitzenahnenkartei der AGoFF

Die Spitzenahnenkartei der AGoFF e.V., meist unter ihrer Kurzform Spika bekannt, ist ganz eng mit Frau Ruth Hoevel verbunden, die diese Kartei begründete und dreißig Jahre lang leitete.

Ruth Hoevel (1915–1995) stammte aus Meseritz. Sie arbeitete zunächst im Geschäft ihrer Mutter, später als Telefonistin bei der Reichspost, ab 1939 bei der Deutschen Ahnengemeinschaft in Dresden, nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst in einer Schneiderstube und als Kindermädchen, bevor sie viele Jahre im „Bildarchiv Foto Marburg‟ angestellt war. In ihrer freien Zeit beschäftigte sie sich sehr intensiv mit vielfältigen genealogischen Fragestellungen und publizierte die Ergebnisse in einer Vielzahl an Aufsätzen und Einzelpublikationen, auch war sie Jahrzehntelang auf den Deutschen Genealogentagen präsent und kümmerte sich um um die Netzwerkarbeit ebenso wie um genealogische Nachlässe. Der AGoFF gehörte sie seit ihrem Gründungsjahr 1953 an. Im Jahr 1960 unterbreitete sie Vorschläge zur allgemeinen Nutzung von Forschungsmaterial und wurde mit der Betreuung einer Sammelstelle für Spitzenahnen beauftragt.

Die Kartei sollte dazu dienen, dass eine bessere Übersicht über von den Mitgliedern bearbeitete, aber nicht veröffentlichte Forschungen bestand und die Forschungsstellen Kenntnis von diesen Forschungen hatten. Damit war beabsichtigt, dass die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern untereinander und den Mitgliedern und den Forschungsstellen belebt wurde. Gleichzeitig sollten Veröffentlichungen gefördert werden. Jedes Mitglied hatte eine Anleitung und ein Muster der Karten mit dem Arbeitsbericht erhalten und sollte die Karten selbst erstellen. Die Verkartung erfolgte in doppelter Ausführung, eine Karte kam in die zentrale Kartei, eine Karte erhielten von dort die jeweiligen Forschungsstellen.

Die Kartei wuchs rasch, Ruth Hoevel berichtete dazu regelmäßig. Einsender waren meist Mitglieder.
Anfang des Jahres 1989 übergab sie altershalber die Kartei an Lore Schretzenmayer (1925–2014), die sie nach Regensburg in ihr Haus überführte. Die Kartei wurde damit aber nicht mehr weitergeführt und nur noch für Auskünfte genutzt. Das System Forscherkontakte der DAGV war ins Leben gerufen worden und sollte Nachfolger der Spitzenahnenkartei werden. In den folgenden Jahren sortierte Lore Schretzenmayer die sudetendeutschen Karten aus der Gesamtkartei heraus. Damit schuf sie einen sudetendeutschen Teil der Spitzenahnenkartei, da die Karteikarten, welche die AGoFF-Forschungsstelle Sudetenland und die zeitweilig existierende Forschungsstelle Egerland der AGoFF aus Marburg erhalten hatten, getrennt und den einzelnen Forschungsgruppen ausgehändigt worden waren. In die sudetendeutsche Spika der Forschungsstelle Sudetenland der AGoFF wurden weitere Karteien eingepflegt, u.a. Kopien der Böhmerwald-Kartei von Günter Burkon. Die sudetendeutschen Karten der Spika verblieben in Regensburg bei Lore Schretzenmayer, die in zwei Vereinen, AGoFF e.V. und Vereinigung Sudetendeutscher Familienforscher e.V. (VSFF), Vorstandsämter bekleidete und das Sudetendeutsche genealogische Archiv (SGA) weiterhin betreute. Nur die anderen Karten wurden in die Martin-Opitz-Bibliothek nach Herne überführt, wo sich das Archiv der AGoFF befindet.
Gegenwärtig erhalten sind von der Spitzenahnenkartei im Vereinsarchiv der AGoFF die Gesamtkartei, die Karteien der AGoFF-Forschungsstelle Posen, der AGoFF-Forschungsstelle Schlesien (innerhalb der Schlesienkartei) und der AGoFF-Forschungsstelle Neumark sowie ein Fragment der Kartei der AGoFF-Forschungsstelle Pommern.
Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München befinden sich als Depositum der VSFF die sudetendeutsche Spitzenahnenkartei, ergänzt um weitere Karteien (genannt Kartei 1), eine Kartei 2, die Spitzenahnenkarten aus den Kreisen Böhmisch Leipa, Luditz und Rumburg-Schluckenau enthält, außerdem eine Kartei berühmter Sudetendeutscher von Franz E. Rößner und Erhard Marschner, Karten der Böhmerwaldkartei von Günter Burkon, eine Kartei Adler aus dem Gebiet Friedland, Todesanzeigen, Karten von Heinz Heine (Viersen), Petr Trawnicek (Percholtsdorf), Auszüge aus „Mein Heimatbote‟ und die Spitzenahnenkarten der Forschungsgruppen Dux, Karlsbad, Marienbad und Tachau.

Die genannten Karten sind von der AGoFF sämtlich in Berlin schrittweise, über einen Zeitraum von drei Jahren, digitalisiert worden. Im Rahmen der Indexierung sollen die über verschiedene Orte verstreuten Bestände wieder zusammengeführt werden. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass die sudetendeutschen Bestände durch die Zusammenführung von verschiedenen Karteien mit heterogenem Aufbau und Aussagewert sich erheblich von der Gesamtkartei und den Teilkarteien in Herne unterscheiden. Diesem Umstand musste Rechnung getragen werden. Deshalb werden alle Karteien separat indexiert. Nach Abschluss dieser Arbeiten kann aber in allen gleichzeitig über die Metasuche recherchiert werden.

 

Erfassungsprojekt Spika

 

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