Personenverzeichnisse haben eine längere Geschichte. Für Schlesien sind die ältesten die von 1701 bis 1704 erschienen „Instanzien-Notizen‟. Diese enthalten Beamte, Geistliche, Ärzte und Gasthöfe. Adressbücher existieren für einzelne schlesische Städte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, später kamen solche für Landkreise und Fachadressbücher für Handel, Gewerbe und Industrie und Güteradressbücher hinzu, Anfang des 20. Jahrhunderts auch Telefonbücher. Eine besondere Form stellen die nach der Vertreibung veröffentlichten Anschriftenverzeichnisse der ehemaligen Bewohner dar.
Allen diesen Verzeichnissen ist gemeinsam, dass sie für den jeweils aktuellen Gebrauch konzipiert waren und deshalb oft regelmäßig aktualisiert wurden, was sie sowohl für die historische als auch die genealogische Forschung zu unentbehrlichen Quellen werden lässt, können sie doch wichtige Anhaltspunkte für die Suche nach Personen liefern.
Durch den Zweck der Adressbücher sind diese oft nur in Bibliotheken der jeweiligen Regionen erhalten, daneben durch die Pflichtexemplarregelung des Staates Preußen in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und durch ein Pflichtexemplargesetz für das Deutsche Reich ab 1935 auch in der Deutschen Bücherei, heute Deutsche Nationalbibliothek, in Leipzig. Durch Kriegsverlust ist aber gerade der Bestand Schlesien der Staatsbibliothek zu Berlin erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden.
Die 1948 gegründete Bücherei des deutschen Ostens, die in der 1989 gegründeten Martin-Opitz Bibliothek in Herne aufgegangen ist, hat sich um den Erwerb von Adressbüchern aus den historischen deutschen Ostgebieten erheblich bemüht und erweitert beständig ihren Bestand, sowohl durch Originale als auch durch Kopien.
Klaus Liwowsky hat in seinem Buch
Schlesische Adressbücher
Bibliographie und Standortnachweis für Stadt-, Kreis-, Beamten-, Gewerbe- und Güteradressbücher sowie Anschriftenlisten, Telefon- und Gedenkbücher (18. – 20. Jahrhundert). Mit einem Geleitwort von Wolfgang Kessler Quellen und Darstellungen zur Personengeschichte des östlichen Europa, Herausgegeben im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Familienforscher von Peter Bahl in Verbindung mit Joachim Bahlcke, Victor Dönninghaus, Bernhart Jähnig, Wolfgang Kessler, Klaus Neitmann, Stefan Sienell, Ulrich Schmilewski und Joachim Zdrenka, Band 2,
das über die Versandstelle des Vereins bezogen werden kann, Adressbücher nachgewiesen, die sich auf den Raum der Provinz Schlesien in den Grenzen von 1914 beziehen. Diese sind heute in Archiven und Bibliotheken in Deutschland und Polen zu finden, werden allerdings durch gedruckte Bibliographien nur teilweise und meist ohne Standortnachweis nachgewiesen. Er hat erstmals eine detaillierte Beschreibung und Auflistung sämtlicher bekannter Personenverzeichnisse, die sich auf die preußische Provinz Schlesien und den 1938 angeschlossenen Kreis Fraustadt (Wschowa) beziehen, erarbeitet, jeweils mit Nachweis der Standorte. Verzeichnisse, die über digitale Bibliotheken direkt einsehbar sind, hat er mit der dazu gehörigen Internetadresse versehen. Gerade in diesem Bereich wird deutlich, dass es sich bei einem Verzeichnis immer nur um eine Momentaufnahme handeln kann und schrittweise immer mehr der genannten Personenverzeichnisse einsehbar sein werden.
Als Findbehelf wird dieses Buch weiterhin unverzichtbar sein, denn dem Forscher wird die Suche in Bibliotheken, Archiven und Heimatstuben abgenommen. Zudem erschließen mehrere Register das Material vielfältig und eine Einleitung führt in die Thematik ein. Im Inhaltsverzeichnis dieses Bandes finden Sie weitere Informationen.
Andreas Rösler