Schulschriften des Schweidnitzer Gymnasiums als genealogische Quelle

 

Personenbezogene Beiträge und Meldungen

Ein Register für die Jahre 1887 bis 1940

Bearbeitet von Harald Wenske

Schweidnitz hat eine lange schulische Tradition. Schon 1248 ist eine Ratsschule überliefert, die später Lateinschule wurde. Im Rahmen der Gegenreformation gab es in der Stadt seit 1664 ein Jesuitenkolleg. In den Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 wurde den Evangelischen Schlesiens gestattet drei Friedenskirchen aus Holz, Lehm und Stroh auß erhalb der Stadtmauern zu errichten. Eine davon wurde 1656/57 in Schweidnitz gebaut. Nachdem die Altranstädter Konvention 1707 den Evangelischen die Errichtung von Schulen bei ihren Kirchen gestattete, wurde schon im Herbst 1707 eine evangelische Lateinschule an der Friedenskirche gegründet, die im Januar 1708 feierlich eröffnet wurde. Innerhalb weniger Monate konnte dazu ein Schulhaus errichtet werden. Diese wurde 1812 zu einem Gymnasium erweitert und 1822 in die Obhut der Stadt überführt um eine langfristige Finanzierung zu sichern. Nachdem das alte Schulgebä ude zu klein geworden war, wurde es 1854 in einen Neubau auf dem Gelände des Franziskanerklosters, Köppenstraße 7, verlegt. Im Jahr 1925 hatte das Gymnasium nur noch 176, weshalb immer wieder Forderungen gestellt wurden es mit der Oberrealschule zu vereinen. Im Jahr 1934 zog die Schule in die Waldenburger Straße.

Schulschriften waren an den höheren Schulen sehr häufig. Den Anfang macht hier die vom ersten Rektor der Schule, Johann Christian Leubscher, vorher Lehrer am Magdalenäum in Breslau, im Zusammenhang mit der Übernahme seines Amtes verfasste Schrift an seine bisherigen Schüler:
Schweidnitzer Gymnasialblatt 1924 Seite 1 An seine kurtz zuvor besuchte saemptliche Schueler ; Johann Christian Leubschers, der Schulen zur H. Dreyfaltigkeit vor Schweidnitz Rectoris, an seine kurtz zuvor besuchte saemptliche Schueler aus Bresslau abgesandte wohlgemeinte Zuschrifft. Schweidnitz ; gedruckt bey Ockelischer Wittwe ; 1708.

Meist erschienen die Schulschriften am Ende des Schuljahres. Anlass waren die seit 1789 stattfindenden Abiturientenprüfungen. In Schweidnitz begann man erst nach der Übernahme des Gymnasiums durch die Stadt mit dieser Tradition. Nachweisbar sind die nachfolgenden Schulschriften seit 1832.
„Programm, wodurch zu der öffentlichen Prüfung der … Klassen des hiesigen Gymnasiums, … einladet‟, später unter dem Titel „Programm / Gymnasium zu Schweidnitz: durch welches zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und önigs und zur Entlassung der Abiturienten … einladet. Schweinitz‟. Zum Teil hieß die Veröffentlichung auch „Programm, wodurch zu der am … haltenden öffentlichen Püfung sämmtlicher Klassen des Gymnasiums … einladet‟, in den Jahren 1864/65 – 1874/75 „Programm des Gymnasiums zu Schweidnitz‟. Der Schrift waren als Beilage z.T. beigegeben „Programm, wodurch zu der in der Aula des Gymnasiums … zu haltenden Prämial-Redeübung hochachtungsvoll einladet‟. Schweidnitz 1831/32(1832) – 1879/80(1880). Danach war es „ Evangelisches Gymnasium in Schweidnitz : Programm des Evangelischen Gymnasiums zu Schweidnitz‟. 1880/81(1881) – 1888/89(1889); anschließend „Evangelisches Gymnasium in Schweidnitz : Jahresbericht / Evangelisches Gymnasium in Schweidnitz‟, 1889/90(1890) – 1893/94(1894); gefolgt von „Evangelisches Gymnasium in Schweidnitz : Bericht über das Schuljahr … / Evangelisches Gymnasium in Schweidnitz, auch: Städtisches Evangelisches Gymnasium in Schweidnitz‟. Schweidnitz 305.1924/25(1925) – 316.1935/36(1936); zuletzt „Städtisches Gymnasium in Schweidnitz : Bericht über das Schuljahr … Jahresbericht über das Schuljahr … / Städtisches Gymnasium in Schweidnitz‟. Schweidnitz 1939/40[?]

Neben der Schulschrift zum Schuljahresende gab es zunehmend den Bedarf der Information ehemaliger Schüler über die Entwicklung der Schule.
So entstand das „Nachrichtenblatt der Schulgemeinde des Schweidnitzer Gymnasiums‟. Jahrgang 1 (1924) – Jahrgang 11, Nr. 3 (1934), anschließend „Nachrichtenblatt der ehemaligen Schüler des Schweidnitzer Gymnasiums‟. Schweidnitz Jahrgang 13, Nr. 4 (1936) – Jahrgang 18 (1941).
Im Geleitwort der ersten Ausgabe wird begründet, warum es zur Auflage des Nachrichtenblattes kam:

„ … An alle, …, wendet sich unser Blättchen. Es will ihnen berichten von dem Geiste, der jetzt auf unserer Anstalt herrscht, von den Wandlungen, die auch sie notwendig im Laufe der Jahre erfahren mußte, von dem Streben, den Freuden des heutigen Schülergeschlechts, will ihnen aber auch behilflich sein, Fäden mit alten Kameraden wiederanzuknüpfen, die sich aus den Augen verloren haben, ihnen kurz über deren Schicksal berichten. … ‟

In mehr oder weniger ausführlichen Artikeln wird über das vergangene und des laufende Schulleben berichtet. Früheren Lehrern, besonders wenn diese verstorben sind, wird in rührender Art und Weise gedacht. Aber auch Berichte über Sportveranstaltungen, Ausflüge in und auß erhalb Deutschlands und Wiedersehensfeiern früherer Abiturjahrgänge finden ihren Platz im Nachrichtenblatt. Bemerkenswert ist eine Fortsetzungsreihe über „Einige kostbare Schätze unserer Schweidnitzer Gymnasialbibliothek‟. Da werden z.B. Briefe Luthers im Original oder auch Autogramme des im 17. und 18. Jahrhundert lebenden schlesischen Liederdichters Benjamin Schmolck beschrieben.
Bereits in den ersten Ausgaben fanden sich z.T. ausführliche biografische Notizen zu Leben und Wirken von ehemaligen Gymnasiasten, die sich zu herausragenden Persönlichkeiten der damaligen Zeit sich entwickelt hatten, so z.B. über den schlesischen Dichter Moritz Graf Strachwitz oder den preußischen Kultusminister Konrad von Studt.

Unser Mitglied Harald Wenske hat sich der verdienstvollen Aufgabe angenommen die Schulschriften auszuwerten und so für einen größeren Interessentenkreis zugänglich zu machen. Ein großer Anspruch dabei war und bleibt das Erfassen der einzelnen Personen. Diese Datensätze summieren sich allein für die bisher erfasste Nachrichtenblätter (1924 bis 1940) auf 2.224. Dabei waren Mehrfacherfassungen unumgänglich, da in verschiedensten Ausgaben die betreffende Person erwähnt wird. Die Gründe waren z.B. Veränderungen im Wohn- und Arbeitsort, Berufswechsel oder auch Beförderungen und Verleihen von Titeln. Die oben erwähnten Biogramme sind bei der Auswertung im jeweiligen Datensatz zur Person unter „Bemerkungen‟ aufgeführt.

Inwischen wurde mit der Auswertung der „Programme des evangelischen Gymnasiums zu Schweidnitz‟ begonnen. Die Programmhefte der Jahre 1887 und 1888 erbrachten 52 genealogisch relevant Datensätze.

Berlin, im Februar 2017. Andreas Rösler

 

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Biogramme
Dr. Konrad von Studt Moritz Hermann Graf Strachwitz Prof. Dr. Benno Tschischwitz

 

Literatur:

  • Adler, Horst: Das Schweidnitzer Schul- und Bildungswesen bis und nach 1925 (abgerufen am 12. Februar 2017)
  • Baege, Max: Das Gymnasium zu Schweidnitz in seiner geschichtlichen Entwicklung von der Gründung bis 1830. Festschrift zur zweihundertjährigen Jubelfeier. Schweidnitz 1908
  • Dittrich, Karl: 225 Jahre Gymnasium Schweidnitz : 1708-1933, 26. Januar. Sonderdruck aus: Tägliche Rundschau für Mittelschlesien. Schweidnitz 1933
  • Wasner, Adolf: Aus der Geschichte des Schweidnitzer Schulwesens 1284-1925. Schweidnitz 1925
  • Schweidnitz im Wandel der Zeiten: (Spitalhof Reutlingen, 22. September bis 21. Oktober 1990 ; Haus Schlesien, Königswinter-Heisterbacherrott, 1. März bis 2. April 1991) / (Hrsg. und Veranstalter: Stiftung Kulturwerk Schlesien). Bearb. von Werner Bein und Ulrich Schmilewski. Würzburg 1990
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