Evangelisch-Augsburgische Kirchengemeinde Lublin

Dreifaltigkeits Kirche - Lublin
 
Dreifaltigkeits Kirche – Lublin
 
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Die evangelische Gemeinde in Lublin und die der umliegenden Region existierten seit etwa Mitte des 16. Jahrhunderts (lt. Kneifel 1560). In dieser Zeit gab es hier jedoch noch keine Kirche, sondern man nutzte die Kirchen im benachbarten Piaski und in der weiter entfernt liegenden Stadt Neudorf (später: Moscice) am anderen Ufer des Bugs. Das Lubliner Kirchspiel wurde 1784 gegründet.
Im ganzen waren im Lubliner und Cholmer Lande annähernd 200 deutsch-evangelische Siedlungen, darunter auch baptistische und einzelne deutschkatholische, wie z. B. Sitaniec. Nach der „Gazeta Lubelska‟ (Lubliner Zeitung) 1876, Nr. 51, stammten die meisten Kolonisten aus den Gouvernements Kalisch, Płozk und z. T. Warschau. Schwerpunkt der Auswanderungsbewegung waren die Gegenden von Turek, Dobra, Krosniewice, Gostynin und Kutno.
Nach Wiercienski zählte das Gouvernement Lublin im Jahre 1827 nur 902 Protestanten, 1840 waren es 1084, dann 1868 schon 6.224 und nach einem Jahrfünft bereits 13.139. Seitdem nahm die Bevölkerung noch mehr zu, so daß im Jahre 1880 hier 18.981, 1890 schon 28.817 und 1899 sogar 37.379 Protestanten ansässig waren. Im Jahre 1833 betrug der Anteil der Evangelischen an der Gesamtbevölkerung im Gouvernement Lublin 0,17 Prozent, dagegen 1895 bereits 2,9 Prozent. Nach einer römisch-katholischen Kirchenstatistik aus dem Jahre 1863 wohnten im Gouvernement Siedice 5.276 Protestanten, die 1,33 Prozent der Gesamtbevölkerung bildeten.

Im Zuge der Besiedlung des Lubliner und Cholmer Landes schritten die Kolonisten auch zur Einrichtung von Kantoraten. Dank ihnen konnten sie das religiöse und schulische Leben in den herkömmlichen Formen ihrer Heimatdörfer weiterführen. Um die kirchliche Versorgung der neuen Kolonien war es sehr schlecht bestellt. Die Bereisungen durch die Pastoren von Neudorf, Pilica und Lublin, die sehr unregelmäßig und in ziemlich weit aus einander liegenden Zeiträumen stattfanden, waren nur mangelhafte Versuche zur Sicherung des religiösen Bestandes der evangelischen Siedlungen. Einen Beweis hierfür liefert die Kolonie Franzdorf I. Uber 40 Jahre wurde sie zwar kirchlich von der lutherischen Gemeinde in Pilica verwaltet, doch Taufen und Trauungen wurden von dem römisch-katholischen Propst zu Zelechöw vollzogen und dort auch die standesamtlichen Akte eingetragen. Als 1870 ein neuer evangelischer Lehrer diese auf die Dauer kirchlich untragbaren Verhältnisse ändern wollte, verhinderte das Pastor Hilkner aus Pilica. Er ordnete an, das Verhältnis zum Propst in Zelechöw solle das gleiche bleiben. Da zudem die religiöse Bedienung von Franzdorf I durch Pastor Hilkner schlecht und nachlässig war, wurden hier zahlreiche evangelische Wirte katholisch. Die religiöse Betreuung von Franzdorf besserte sich, als es von Pilica getrennt und an die lutherische Gemeinde Lublin angegliedert wurde. Doch es war schon zu spät, der Katholizismus erntete bereits seine Früchte!

In Zelechow projektierte man sogar den Bau einer evangelischen Kirche und Bildung einer Gemeinde, wozu Karoline Wilhelmine Ordega geb. Dangel, Ehefrau des polnisch-katholischen Grundherrn Jan Ordega, einen Bauplatz, 30 Morgen Kirchenland, Holz und Ziegel zum Gotteshaus vermacht hatte. Der Kirchbau wurde nicht verwirklicht. Statt dessen erhielten die Evangelischen im Jahre 1895 eine Abfindung von 1000 Rubel für ihren Verzicht auf die Schenkung. Das Geld verwendeten sie zur Errichtung der hölzernen St.-Trinitatis-Kirche zu Franzdorf. Um den Bau machte sich der evangelische Bauer Klemm verdient. In der Zeitfolge wurden die Namen von Franzdorf I und II in Stefanow und Piastow geändert.

 

Quellen:
E. Kneifel: Geschichte der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Niedermarschacht über Winsen an der Luhe 1962
E. Kneifel: Die evangelisch-augsburgischen Gemeinden in Polen 1555-1939, Vierkirchen über München 1971

 
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