Geschichte Siedlungsgebiete |
Personen | Kirchen + Zivilstandsämter | Archive | Hilfsmittel |
Sie sind hier: Start » FST Russlanddeutsche » Geschichte der Russlanddeutschen
Die ersten Siedler ab dem 17. Jahrhundert
Die erste deutsche Ansiedlung in Moskau entstand durch deutsche Söldner, die bei der Eroberung des Chanats Kasan im Jahr 1552 mitgekämpft hatten. Dazu kamen Livländer, die nach der Einnahme von Dorpat und Narwa 1558 verschleppt worden waren. Anfang des 17. Jahrhunderts war diese Besiedlung untergegangen. Eine deutsche Vorstadtansiedlung begann 1652 und 1665 wohnten dort 304 männliche Einwohner, davon 150 höhere Offiziere.
Mit der Gründung von St. Petersburg durch Peter I. im Jahr 1703 beginnt die Geschichte dieser Besiedlung. Es wurden Fachkräfte, insbesondere Handwerker gebraucht und angesiedelt, darunter Uhrmacher, Drucker, Setzer, Bäcker, aber auch Hauslehrer. Vier der neun Brauereien waren von Deutschen gegründet worden. Seit 1727 wurde in der Stadt eine deutschsprachige Zeitung herausgegeben. Die Handwerker organisierten sich im Handwerkerverein „Die Palme‟. Gleichzeitig kam es zur Ansiedlung Gelehrter. Bei St. Petersburg und Jamburg wurden in je drei Dörfern Kolonisten auf Apanageland angesiedelt, 1850 waren es 4.000 deutsche Kolonisten, die Hälfte davon im Kreis Oranienbaum.
Das Manifest von Katharina II.
Kaiserin Katharina II. verfasste 1762 ein Manifest zur Ansiedlung von Deutschen und begründete eine Vormundschaftskanzlei für Ausländer unter Graf Orlov. Den Ansiedlern wurde Religionsfreiheit und das Recht zum Kirchenbau gewährt. Jede Bauernfamilie sollte 30 Desjatinen Land (1,09 ha) erhalten. Die Verwaltung erfolgte durch ein Vormundschaftskontor in Saratov. Die Anwerbung erfolgte über private Agenturen und wurde 1766 eingestellt, da das Durchgangslager Oranienbaum inzwischen überfüllt war. Bis 1774 waren es 30.623 Personen, zumeist aus Hessen. Mit staatlicher Unterstützung gründeten 63 Lokatoren 41 Kronsiedlungen mit 25.000 Einwohnern. Erschwert wurde das Ansiedlungswerk am Mangel an Bauern, am Fehlen vieler notwendiger Dinge, Seuchen, Krankheiten und Überfällen. Das Land durfte nur ungeteilt an den jüngsten Sohn übergeben werden. Nach 1782 wurde allerdings eine Umverteilungsgemeinschaft wie für die russischen Bauern eingeführt. Im Jahr 1808 erfolgte eine Angleichung der Abgaben an russische Bauern, gleichzeitig erfolgte eine größere Landzuteilung, die inzwischen das Dreifache der Ursprungszuteilung erreicht hatte. Zwischen 1853 und 1874 wurden südöstlich von Saratov und nördlich von Samara Mennoniten angesiedelt, die Vorbild für die anderen Siedler sein sollten. Eine Sonderstellung besaß die Musterkolonie Sarepta der Herrnhuter, für die Sonderbedingungen ausgehandelt worden waren. Am 4. Juni 1871 wurde eine allgemeine Verwaltung für die Kolonien an der Wolga und am Schwarzen Meer eingeführt, seit 1874 die Militärpflicht und die Verpflichtung, dass Akten und Korrespondenzen in russischer Sprache zu führen seien. Erst nach 1880 wurde das Mehrfeldersystem eingeführt, vorher war es durch Raubbau oft zu Missernten bzw. Ernteausfall gekommen.
Die Weiterwanderungen und gesellschaftliche Veränderungen
In der Kirgisensteppe nördlich von Taschkent entstanden als Tochterkolonien der Wolgadeutschen bis 1860 66 und bis 1902 weitere 15 Tochterkolonien. Nicht weit davon entfernt, im Talas-Tal, 70 km von Aulieata entfernt, gründeten Chiliasten vier Kolonien. Die ersten mennonitischen Tochterkolonien in Westsibirien, Neu-Samara und Deevka, wurden 1890 in den Gouvernements Samara und Orenburg gegründet. Im Jahre 1914 existierten 93 mennonitische Kolonien mit 17.500 Deutschen im Slavgorod-Gebiet, der Kulundasteppe. Nach dem Russisch-Japanischen Krieg wanderten viele Wolgadeutsche in die USA aus. Die letzten Kolonien waren jene 17 Tochterkolonien (Berjesowka, Blumenort, Ebenfeld, Eichenfeld, Gnadenfeld, Grünfeld, Halbstadt, Kleefeld, Memritz, New York, Orechow, Osernoje, Pribreshnoje, Reinfeld, Schönsee, Schumanowka, Silberfeld), die Mennoniten aus dem Kreis Slavgorod in den zwanziger Jahren am linken Amurufer gründeten.
Ernst Reuter wurde von Lenin 1918 beauftragt die Arbeitskommune des Gebiets der Wolgadeutschen zu organisieren. Von der Hungersnot an der Wolga im Jahre 1921 waren auch die Wolgadeutschen betroffen. Im Jahr 1924 wurde die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen mit einer Fläche von 25.000 km2 gegründet. Etwa 2/3 der Bevölkerung waren Deutsche. In den Dörfern wurden nationale Sowjets mit Deutsch als Amts- und Schulsprache gegründet. Daneben entstanden nationale Rayons, 1931 waren es 15.
Besonderheiten in Wolhynien und Kiew
Die Siedlungsgeschichte der Deutschen in Wolhynien und Kiew unterscheidet sich deutlich von den übrigen russlanddeutschen Regionen. Die Besiedlung wurde nicht staatlich gelenkt. Die Einwanderung geschah von Ort zu Ort zu unterschiedlichen Zeiten und aus wirtschaftlichen oder religiösen Beweggründen. Nachdem bereits vor 1800 einzelne Beamte, Lehrer oder Handwerker nach Wolhynien zogen, vollzog sich die Einwanderung der eigentlichen Wolhyniendeutschen, der Kolonistenfamilien in drei Etappen. Mennonitische Bauernfamilien siedelten um 1800 in der Region und zogen bereits wenige Jahrzehnte später weiter in andere Siedlungsgebiete Russlands. Im gleichen Zeitraum kamen die sogenannten „Schlesischen Stabschläger‟, eine Gruppe von Waldarbeitern überwiegend aus Niederschlesien und Polen, und einzelne Kolonisten größtenteils aus Pommern nach Wolhynien. Sie gründeten 1815 die ersten Kolonien Anette und Josefine bei Nowograd-Wolynsk. Später entstanden einige Dörfer in der Gegend um Tuczyn und Rozyszcze.
Nach dem Novemberaufstand in Polen von 1830/1831 begann eine größere und länger andauernde Einwanderung von deutschen Siedlern nach Wolhynien. Laut offiziellen russischen Angaben sind in der Zeit zwischen 1830 und 1860 11.424 Deutsche als Handwerker und Bauern nach Wolhynien eingewandert und haben 140 Siedlungen gegründet. Bedingt durch die Aufhebung der Leibeigenschaft in Russland im Jahr 1861 und dem polnischen Aufstand zum Jahreswechsel 1863/1864 (auch Januaraufstand genannt) erfolgte die Haupteinwanderung deutscher Kolonisten aus überwiegend polnischen Gebieten nach Wolhynien. Die Landbesitzer konnten ihre Arbeitskräfte nicht mehr bezahlen und verpachteten ihre Grundstücke an die eingewanderten Siedler. Einzelne Kolonisten hatten die Mittel, Land zu erwerben und es entstanden wenige Eigentümerkolonien. Im Jahr 1914 lebten etwa 250.000 Deutsche im Gouvernement Wolhynien. (weiterlesen FST Wolhynien)
Für die Deutschen in Kiew und Umgebung wurde 1767 inoffiziell ein ev.-luth. Kirchspiel unter Leitung von Pastor Christoph Leberecht Grahl (*1744 †1799) gegründet. Der Apotheker Bunge berief zur Erziehung seiner zahlreichen Kinder den Magister Grahl aus Sachsen als Hauslehrer nach Kiew. Im Jahr 1772 wird Grahl als Gemeindepastor von der Gouvernementsverwaltung offiziel anerkannt und 1787 zum Gouvernementsprediger mit Kronsgehalt ernannt. Beamte, Architekten, Militärs und deutschstämmige Adlige aus den umliegenden Städten gehörten in den Anfangsjahren zu den Gemeindemitgliedern. 1794 wurde im Stadtteil Podole die hölzerne St. Katharinen-Kirche erbaut und eingeweiht. Bei einem Großbrand 1811 in Podole wurde auch die Kirche vernichtet. Infolge der Eröffnung der Kiewer Universität 1834 erhielt auch die Kirchengemeinde Zuwachs. Im Jahr 1852 zählte die ev.-luth. Gemeinde in Kiew etwa 800 Gemeindeglieder und eine steinerne Kirche wurde gebaut. Für die Betreuung der Lutheraner westlich von Kiew wurde im Jahr 1901 die ständige Adjunktur Radomysl begründet. Im Jahr 1914 gab es ca. 6.000 Kiewer Deutsche.
Im Gouvernement Tschernigow siedelten ab 1766 147 Kolonistenfamilien und gründeten die Kolonien Belowesch, Rundewiese, Kaltschinowka, Klein-Werder und Groß-Werder (auch Belowescher Kolonien genannt). Da das Land nicht für den zahlreichen Nachwuchs reichte, zogen um 1831 122 Familien an das Asowsche Meer in die Gegend um Mariupol weiter.
Besiedlung in Südrussland
Die Besiedlung des Süden Russlands mit Deutschen, die man später Schwarzmeerdeutsche nannte, begann am Ende des 18. Jahrhunderts. In der Zeit zwischen 1787 und 1796 erfolgte die Einwanderung aus Danzig und dem Danziger Werder in den Süden Russlands. Es waren zumeist aus Preußen wegen der dortigen Wehrpflicht ausgewanderte Mennoniten, denen 1787 in einer Gnadenurkunde Privilegien versprochen wurden, die im Jahr 1800 noch einmal bekräftigt worden waren. Die Mennoniten siedelten hauptsächlich im Bezirk Chortiza und um Ekaterinoslav. Zu ihnen kamen Danziger Lutheraner und Katholiken, die ebenfalls um Ekaterinoslav siedelten. Alle Kolonisten unterstanden der Sonderverwaltung eines Ausländerkontors. In den Jahren 1803/04 und 1808/09 kam es zu Einwanderungswellen aus dem Südwesten Deutschlands, meist in das Hinterland von Odessa, nach Moločna und auf die Krim. Etwa 1/3 der Einwanderer im Jahre 1803 hatte weder Eigenmittel noch Erfahrung mit der Landwirtschaft, deshalb wies Alexander an nur noch tüchtige Bauern mit entsprechendem Wissen ansiedeln zu lassen. Ein Fürsorgekommiteé für die Kolonien Südrusslands in Kishinev mit Kontoren in Ekaterinoslav, Odessa und Kishinev kümmerte sich um die Siedler. Ähnlich wie bei den Wolgadeutschen waren auch hier die Mennoniten Vorbild, da sie über eine bessere Wirtschaftsweise verfügten. Die lutherischen und katholischen Bauern hatten wegen ihrer geringen Erfahrung und schlechten Ausrüstung anfangs große Probleme, dazu kamen Missernten, Krankheiten und Einquartierungen. Es zeigte sich in der Folge, dass Weizenanbau und Viehzucht eine rentable Wirtschaft garantierten. Der hohe Anteil an Handwerkern führte zur Gründung vieler Dampfmühlen und Fabriken für landwirtschaftliche Geräte. Die Firma Höhn in Odessa wurde die größte Pflugfabrik Russlands.
Die Grenzregion Bessarabien
Bessarabien, das Gebiet zwischen Dnjestr, Donau, Pruth und Schwarzem Meer, wurde 1812 von Russland erobert und in der Folgezeit in das Kolonisationswerk des Zaren einbezogen, der vor allem in den Jahren 1814 bis 1842 versuchte, seine Herrschaft durch die Ansiedlung deutscher Kolonisten zu festigen. Die ersten waren Kolonisten aus dem Herzogtum Warschau, die sich 1813 im Süden Bessarabiens niederließen und die Kolonie Sarata gründeten. In den folgenden fünf Jahren wurden dreizehn Kolonien (z.B. Leipzig, Wittenberg) gegründet, im Zeitraum 1821-1842 kamen elf weitere dazu. Im Jahre 1848 zählte man 220 deutsche Dörfer Südrusslands, gehäuft im Süden Bessarabiens, bei Odessa, Moločna, nördlich von Mariupol und verstreut auf der Krim. Bis 1890 waren es 362 Dörfer auf eigenem und 237 auf Pachtland mit einer erhaltenen Fläche von 656 000 Desjatinen Kronland. Der Landbesitz bei Ekaterinoslav hatte sich verdreifacht, bei Čerson und in Taurien verdoppelt, in Bessarabien um 1/3 zugenommen. Das Ackerland der Bauern wurde entsprechend der Güteklassen regelmäßig verlost. 1856 kam Bessarabien an das Fürstentum Moldau, das aber 1878 in der Berliner Konferenz wieder darauf verzichten musste. Die Deutschen, die nahezu ausschließlich Bauern waren, waren 1861 33.000 und 1919 79.000 Personen. In den Jahren 1874 und 1880 kam es hauptsächlich wegen der Einführung der Wehrpflicht für die Kolonisten zu einer Auswanderung von etwa 15.000 Deutschen in die USA und Kanada. Ende des 19. Jahrhunderts wanderten Siedler weiter in die Dobrudscha, die auf der Berliner Konferenz dem rumänischen Staat zugesprochen worden war und bisher zum Osmanischen Reich gehörte. Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches annektierte Rumänien 1918 Bessarabien. 1940 wurde es von sowjetischen Truppen besetzt; danach ist die deutsche Bevölkerung auf Grund eines deutsch-sowjetischen Abkommens umgesiedelt worden. Die etwa 86.000 Deutschen wurden nach Westpreußen und in das Wartheland umgesiedelt, auf Hofstellen, von denen unmittelbar vorher die ansässige polnische Bevölkerung vertrieben worden war. 1941 eroberten zwar rumänische und deutsche Truppen dieses Gebiet, jedoch nahm es die damalige Sowjetunion 1944 wieder in Besitz. Nach dem Ende des Krieges wurden tausende Bessarabiendeutsche nach Sibirien verschleppt. Im Frieden von Paris vom 10. Februar 1947 bestätigte Rumänien den Verbleib Bessarabiens bei der Sowjetunion. Heute gehört der überwiegende Teil Bessarabiens mit der Hauptstadt Kischineff zur Republik Moldawien, der äußerste Norden und der Südosten zur Republik Ukraine.
Die Vielvölker-Region Kaukasus
Auch im Gebiet nördlich und südlich des Kaukasus siedelten im 19. Jahrhundert deutsche Chiliasten aus Württemberg, die auf dem Wege zum Ararat waren. Sie wurden 1817 in sechs Kolonien bei Tiflis und in zwei bei Elisabethpol angesiedelt. In Tiflis selbst bildete sich eine Kolonie deutscher Handwerker. Seit den 1860er Jahren wurden im Gouvernement Stavropol und im Terekgebiet Dörfer gegründet. Die Bauern südlich des Kaukasus befassten sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Weinbau und gründeten zu Beginn des 20. Jahrhunderts Genossenschaften zur Herstellung von alkoholfreien Getränken, Wein und Wodka. Im neu gegründeten Staat Aserbaidschan lebten etwa 6.000 Deutsche, die mit Lorenz Kuhn aus Helenendorf einen Abgeordneten im Parlament hatten. Die Deutschen der Kaukasusregion gründeten einen Transkaukasischen Rat, der die „Kaukasische Post‟ herausgab. Die Weinbauern der Kolonien schlossen sich zur Kooperative „Konkordia‟ zusammen, betrieben eine sehr erfolgreiche Wirtschaft. Allerdings begannen schon 1926 Verhaftungen von führenden Persönlichkeiten der Konkordia, die 1928 2.100 Mitglieder und 1.800 ha Land hatte und die Erzeugnisse in 160 Geschäften innerhalb des europäischen Teils der Sowjetunion vertrieb. Die Konkordia wurde 1935 aufgelöst und viele ihrer Funktionäre verhaftet, weil ihre Aktivitäten als schädlich angesehen wurden. Die deutschen Rayons wurden im März 1939 aufgelöst und Deutsch als Sprache im Unterricht abgeschafft. Massenverhaftungen setzten sowohl in den Siedlungsgebieten als auch in den Ausbildungsorten ein. So wurden z.B. Deutsche, die sich zur Ausbildung in Baku aufhielten, systematisch verhaftet. In die Häuser verhafteter Deutscher in Aserbaidschan zogen Armenier.
Im Jahre 1897 gaben 1,97 Millionen Deutsch als Muttersprache an, das waren 1,4% der Bevölkerung. Davon lebten 1,19 Millionen im Baltikum, 392.700 an der Wolga, 374.800 am Schwarzen Meer, 171.300 in Wolhynien, 70.300 in St. Petersburg, 61.100 in Transkaukasien, 7.300 im Nordkaukasus und 38.800 im asiatischen Teil. Während des Ersten Weltkrieges wurden Deutsche oft nach Sibirien verbannt. Am 27. Mai 1915 wurden in Moskau 759 deutsche Geschäfte und Wohnungen geplündert. Nach der Revolution 1917 wanderten ca. 120.000 Deutsche aus, meist nach Nordamerika. Seit 1930 wurden die führenden Persönlichkeiten der Leningrader Deutschen in mehreren Verhaftungswellen inhaftiert.
Der II. Weltkrieg und die Auswirkungen auf die deutschen Siedler
Mit Beginn des Krieges Deutschlands gegen die Sowjetunion wurden alle Deutschen deportiert, wobei dies in der Ukraine wegen des schnellen Vorrückens der Front in den Gebieten westlich des Dnjepr nur bei 15% der Bevölkerung gelang, in Gebieten östlich des Dnjepr bei 64%. Etwa 900.000 Deutsche aus Moskau, Leningrad, der Ukraine und von der Wolga wurden Mitte September 1941 nach Kasachstan und Sibirien deportiert. Die zurückgebliebenen Volksdeutschen in der Ukraine wurden während der deutschen Besetzung bevorzugt, mussten geringere Steuern zahlen, erhielten höhere Lebensmittellieferungen usw. Mit dem Zurückweichen der Deutschen flohen 130.000 von ihnen in das Reich und 220.000 in den Warthegau, wurden aber nach Kriegsende wieder in die Sowjetunion zurückgeschickt und erlitten ca. 25% Verluste.
Nach dem Besuch von Adenauer 1955 in der Sowjetunion durften die Deutschen Sondersiedlungen verlassen, allerdings nicht in ihre ursprünglichen Dörfer zurück. Durch den Obersten Sowjet wurden sie 1964 rehabilitiert. Im Jahr 1989 lebten 2.035.807 Deutsche in der Sowjetunion, davon 46,9% in Kasachstan, 41,4% in Russland, 4,9% in Kirgisien und je 2% in Tadschikistan und der Ukraine. Im März 1989 gründete sich die Unionsgesellschaft der Sowjetdeutschen „Wiedergeburt‟, die sich um die Wiedererrichtung der Wolgarepublik einsetzte. Nach dem Scheitern dieses Projektes und durch die Förderung der Bundesrepublik Deutschland setzte eine Auswanderung des größten Teils der deutschstämmigen Bevölkerung ein, sodass gegenwärtig nur noch ein kleiner Teil der Deutschen im Lande verblieben ist.
Quellen:
Nikolaus Arndt: Die Deutschen in Wolhynien. Ein kulturhistorischer Überblick. Kraft Verlag, 1994
Andreas Rösler: AGoFF-Wegweiser für genealogische und historische Forschungen in ehemals deutschen Siedlungsräumen im östlichen Europa., 6. Auflage 2009, Webseite AGoFF-Wegweiser
Deutsche Wikipedia: verschiedene Artikel verlinkt im Text, gelesen 2018
Zurück zu Forschungsstelle Russlanddeutsche