Im Verlauf des Ersten Weltkrieges richteten die verbündeten deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen auf dem Territorium des zuvor russischen Teils Polens die zivil verwalteten Generalgouvernements Warschau und Lublin ein. Diese administrative Verwaltungsstruktur bestand in den Jahren 1915 bis 1918. Die Militärverwaltungen unterhielten Fürsorgestellen zur Unterstützung der Bevölkerung. Die Betreuung erfolgte u.a. vom ”Fürsorgeverein für Deutsche Rückwanderer“ mit Sitz in Berlin. Dieser Verein gab von 1916 bis 1923 die Zeitschrift ”Heimkehr“ heraus. Darin sind eine Vielzahl an Erlebnisberichten, Suchanzeigen und auch Listen von Flüchtlingsfamilien abgedruckt.
Als ”Rückwanderer“ bezeichnete die deutsche Reichsregierung ”Zivilpersonen ohne Rücksicht auf ihre Staatsangehörigkeit, die über die deutsch-russische Sperrlinie Einlaß nach Deutschland, den besetzten Gebieten und den verbündeten oder neutralen Ländern begehren.“ Dies können geflüchtete Familien aus den verschiedensten Regionen des Deutschen Reiches sein, die in ihre ursprüngliche Heimat in Mittelpolen zurückgekehrt sind. Oder es waren Familien, die ins Landesinnere Russlands deportiert worden waren. Sie verloren ihr Hab und Gut und benötigten besondere Unterstützung bei ihrer Rückkehr und Wiederansiedlung.
Je nach Dokumentenlage in den digitalen Archiven, verwertbarem Inhalt und entsprechender Anzahl von mitwirkenden Familienforschern möchten wir schrittweise die Personenlisten erfassen und in dieser Datenbank recherchierbar zur Verfügung stellen.
Quellen und Literaturempfehlungen:
- Günther, Oliver: Die Rückwanderung von Wolhynien nach Deutschland bis 1918, eine Recherche im Geheimen Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz (GStAPK) (2003), veröffentlicht auf wolhynien.de
- Oltmer, Jochen: ”Heimkehr“? ”Volksdeutsche fremder Staatsangehörigkeit“ aus Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa im deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik“, veröffentlicht 2011 bei Europäische Geschichte Online (EGO), herausgegeben vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz
- König, Gerhard: Beschreibung der Halbmonatsschrift ”Heimkehr“, herausgegeben vom Fürsorgeverein für Deutsche Rückwanderer in Berlin, veröffentlicht 2023 auf wiki.wolhynien.net
- Lehnstaedt, Stephan: Generalgouvernement Warschau. In: Online-Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, 2015. URL: https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/p42286 (Stand 15.09.2015)
- Artikel Generalgouvernement Warschau (1915–1918) in Wikipedia – Die freie Enzyklopädie (in Deutsch). (gelesen am 30. Juli 2023)
Liste der deutschen Rückwanderer, welchen eine Unterstützung gewährt worden ist (AGAD Warschau fond 1/532/0/28) |
Das Archiwum Główne Akt Dawnych in Warschau führt den Bestand 532/0 „Verwaltungschef beim General-Gouvernement Warschau‟ (Szef Administracji przy Generał-Gubernatorstwie Warszawskim) mit einer Laufzeit von 1915 bis 1918 (AGAD Warschau 532/0/28).
Der Bestand umfasst 265 Einheiten. Die Einheit 28 enthält eine von der Fürsorgestelle für deutschen Grundbesitz erstellte Liste der deutschen Rückwanderer, welchen eine Unterstützung gewährt worden ist (Urząd Pomocy dla Niemieckich Osadników. Lista osadników, którym udzielono pomocy).
Die Liste enthält 558 Namen, sie ist als durchsuchbare Datentabelle hier zur Verfügung gestellt.