Die Familie Mekelburg im Amt Seehesten (1630-1817)

  • Recherchiert von Heide Allmendinger und Lothar Krieger
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    Die ersten Gründungen im Amt Seehesten waren Freidörfer mit kulmischem Recht. 1367 Rauwewang (Rudwangen) mit drei Verschreibungen je 11 Hufen, 1371 Langenbrück mit zunächst einer Verschreibung zu 10 Hufen und 1373 Weißenburg mit fünf Verschreibungen zu je 10 Hufen. Weißenburg wuchs bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts bis auf 105 Hufen und war das größte Freidorf im Amt. Die Grundstücke dieser Freidörfer wurden in der Regel an mehrere Verwandte verliehen und im Laufe der Zeit unter ihnen aufgeteilt. Die übrigen Dörfer wurden als Zins- oder Bauerndörfer gegründet mit einem Lokator als Erbschulz mit Freihufen und Bauern, die meist zwei Zinshufen erhielten.
    Weder in der Edition der Türkensteuerregister des Herzogtums Preußen von 1540 (Diehlmann) noch in der die Zeit bis 1568 im Herzogtum behandelnden Arbeit von Biłuński kommt der Name „Meckelburg‟ und seine Varianten vor. Somit kann davon ausgegangen werden, dass die Familie erst nach 1570 nach Preußen bzw. in das Amt Seehesten zugewandert ist. Erster nachgewiesener Namensträger Meckelburg ist der 1593 in den Huldigungsakten für die Stadt Rastenburg genannte Bürger „Erdtman Meckelburgk‟. Sein Name steht in einer Liste derjenigen Bürger, die der „Fürstlichen Durchlauchtigkeit“ noch dem Eid schuldig waren. In den Erbhuldigungsakten von 1642 wird „Georg Meckelburgk‟ als Bürger von Rastenburg erwähnt. Ein weiterer Vorfahr könnte „Hanß Meckelburgk‟ sein, der 1668 in den Erbhuldigungsakten als Schulze in Riedzewen im Amt Lötzen aufgeführt wird. Auf Grund der räumlichen Nähe zum Amt Seehesten, kommen alle diese Namensträger als Vorfahren der später im Amt Seehesten lebenden Familie in Frage. Ein genealogischer Abstammungsbeweis kann jedoch noch nicht abschließend geführt werden.
    Im Amt Seehesten ist die Freien-Familie Meckelburg seit Anfang des 17. Jahrhunderts nachweisbar. Freie Grundbesitzer waren entweder Siedler, die der Orden zu kölmischem (kulmischem) Recht in Preußen angesiedelt hatte (1410 bis 1525), oder die in der Nachordenszeit bis zu Friedrich dem Großen als neue kölmische Freie etabliert worden sind. Diesen neuen Freien wurde statt des Kriegsdienstes ein Zins auferlegt.
    Das Landrecht von 1685 bewertet den kölmischen Besitz als volles Eigentum. So bildeten die Freien Kölmer eine angesehene Schicht, die über der der Bauern stand. Auf Grund dieses Status wurden Personen der Familie oft als Schulzen, Landschöppen, Schulmeister oder Kirchenväter in den Dörfern des Amt Seehesten beschrieben. Nachweisbar sind Schulzen Mekelburg in Peitschendorf, Symanowen, Reuschendorf und Polschendorf.

     

    Mekelburg in Peitschendorf (Kirchspiel Aweyden)

    Spitzenahn der Familie ist der Landschöppe „Michael Mekelburg‟ aus Peitschendorf (* ca. 1630). Nachweislich aus dieser Linie hervorgegangen sind sein Sohn „Michael Mekelburg‟ (* ca. 1650) und ein Sohn unbekannten Namens (Bäcker und Kirchenvater in Seehesten), der die Linie in Seehesten nachweislich vorsteht. Die Söhne des Michael Mekelburg‟ (Peitschendorf, * ca. 1650), waren Anfang des 18. Jahrhundert nachweislich Schulzen in Symanowen (Andreas Mekelburg), Reuschendorf (Michael Mekelburg) und Polschendorf (Christian Mekelburg). Michael Mekelburg (Peitschendorf * ca. 1650) muss vor 16.11.1738 gestorben sein, er wird im Kirchenbuch B603 (Staatsarchiv Leipzig) als Landschöppe und Krüger aufgeführt.

     

    Mekelburg im Kirchspiel Seehesten

    Seehesten

    Als Nachfahren des Bäckers und Kirchenvaters N.N. Mekelburg (* um 1660) sind in Seehesten folgende Personen für ca. 1680 bis 1751 im Kirchenbuch (Kirchenbuch B603 des Staatsarchiv Leipzig) nachgewiesen. Karl Templin – führt in der Seehestener Liste zur Huldigung für Kaiserin Elisabeth I. von Russland 1758 einen Christian Mekelburg als Schulmeister im Kirchspiel Seehesten auf. Im Kirchenbuch B603 des Staatsarchiv Leipzig (1731–1750) konnte der Bäcker und Eigenkätner Friedrich Mekelburg identifiziert werden. Dieser ist Spitzenahn für alle Mekelburg in Seehseten und den Mekelburg-Assecuraten-Zweig in Reuschendorf. Nachfahren der Ehe Friedrich Mekelburg oo Barbara Leusner sind:

    • Catharina Mekelburg, * Seehesten 1731
    • Barbara Mekelburg, * Seehesten 5 4. 1733
    • Friedrich Mekelburg, * Seehesten 2. 1. 1736
    • Assecurant Michael Mekelburg, * Seehesten 3. 7. 1738, danach wohnhaft in Reuschendorf
    • Assecurant Samuel Mekelburg, * Seehesten 14. 12. 1740, danach wohnhaft in Reuschendorf
    • Elza Mekelburg, * Seehesten 6. 11. 1743
    • Johann Mekelburg, * Seehesten 12. 11. 1746

    Reuschendorf

    Der im Artikel von Marianne Stanke in ihrem Beitrag über Schüler des Domänenamtes Seehesten 1775-1777 aufgeführte Friedrich Mekelburg (Reuschendorf) ist Nachkomme des Schulzen Jorek (George) Mekelburg, der Sohn des bereits erwähnten Schulzen Michael Mekelburg war (abstammend aus Peitschendorf).
    Eine weitere Mekelburg-Linie in Reuschendorf ist aus der „Seehestener Linie‟ entstanden. Die aus Seehesten stammenden Personen waren Assecuranten in Reuschendorf und wurden wahrscheinlich dort ansässig, um wüste Hufen zu besetzen. Diese Personen waren nachweislich der Assecurant Michael Mekelburg und der Assecurant Samuel Mekelburg (beide nachgewiesen in Präsentationstabelle Nr. 11 (1824/25) Amt Seehsten / Reuschendorf).

    Weißenburg

    In der Liste zum Huldigungseid von 8. April 1690 wird in Weißenburg ein Freier Greger Meckelburg geführt. Dazu lässt sich im Kirchenbuch B603 des Staatsarchiv Leipzig (1731–1750) für Weißenburg lediglich eine „Catharina Mekelburg‟ (* Weißenburg 17. 9. 1736) finden. Weitere Mekelburg sind für den Zeitraum 1731–1750 in Weißenburg nicht nachweisbar. Auch im oben genannten Beitrag von Marianne Stanke sind keine Mekelburg als Schüler in Weißenburg genannt. Deshalb ist davon auszugehen, dass der Zweig in Weißenburg zu diesem Zeitpunkt erloschen war.

     

    Mekelburg in Polschendorf (Kirchspiel Senburg-Land)

    Karl Templin führt im Seehestener Huldigungsliste von 1758 Johann Mekelburg als Schulz aus Polnischdorff auf. Dieseser ist Nachkomme des bereits erwähnten Schulzen Christian Mekelburg, Sohn des Michael Mekelburg (Peitschendorf, * ca. 1650). In Polschendorf war die Familie bis ins 19. Jahrhundert ansässig. Besonders hervorzuheben ist, dass die Familie von hier aus durch Heirat familiäre Verbindungen zu den Schulzenfamilien Skrotzki aus Polschendorf und Wlocka aus Giesewen knüpfen konnte.

     

    Mekelburg in Proberg (Kirchspiel Senburg-Land)

    Im Huldigungseid von 8. April 1690 wird in Proberg ein Freier „Jacob Meckelburg‟ geführt. Den Recherchen zu Folge ist er der vierte Sohn des Michael Mekelburg (* ca. 1650) aus Peitschendorf, der nach Proberg eingeheiratet hat (Kirchspiel Sensburg-Land). Dieser Jakob Mekelburg ist Spitzenahn des ‟Proberger Zweig‟, der nachweislich bis 1945 in Proberg ansässig war. Das zeigen u.a. folgende Einträge:

    • Heiratseintrag (07/1884 – Standesamt Proberg): Friedrich Butscher oo Henriette Rode.
      Hier ist für Henriette als Mutter Regine Mekelburg genannt.
    • Heiratseintrag (03/1885 – Standesamt Proberg): Karl Klimasch oo Amalie Mekelburg.
      Hier ist für Amalie als Mutter Louise Mekelburg genannt.
    • Heiratseintrag (11/1882 – Standesamt Proberg): August Mekelburg oo Marie Dudda.
      Hier ist für August als Vater Michael Mekelburg (* um 1830) genannt.

    Von 1818 bis 1945 hat sich die Familie Mekelburg im neu gegründeten Kreis Sensburg weit verbreitet und ist in vielen Kirchenbüchern und Standesämtern nachweisbar. Im „Grünen Buch‟ der Kreisgemeinschaft Sensburg wird für das Jahr 1938 die Familie in folgenden Orten genannt:

    • Reuschendorf
    • Seehesten
    • Rudwangen
    • Bagnowen
    • Proberg
    • Sawadden
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    Ungedruckte Quellen

    Archiwum Państwowe w Olsztynie (Staatsarchiv Allenstein), Sign. 93/0 Kosciół ewangelicki w Szestnie (Konfirmationen Kirchspiel Seehesten 1785, 1788-1789, 1793-1830, 1831-1840 und 1883-1889).

    Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, B 603 Kirchenbuch Seehesten (Taufen 1649-1828, Heiraten 1687–1705 und 1731–1772, Todesfälle 1667–1668, 1687–1705, 1731–1837).

    Gedruckte Quellen und Literatur

    Grzegorz Biłuński: Bevölkerung und Siedlung im ordensstaatlichen und herzoglichen Preußen im Gebiet der ‟Großen Wildnis‟ bis 1568. Hamburg 2009 (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen, 109).

    Hans Heinz Diehlmann [Hrsg.]: Die Türkensteuer im Herzogtum Preußen 1540. Bd. 1-3. Hamburg 1998-2008 (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen, 88).

    Hans Heinz Diehlmann [Hrsg.]: Die Erbhuldigungsakten des Herzogtums Preußen. Bd. I (1525-1642). Bd. II (1648-1678). Bd. III (1678-1737). Hamburg 1980-1991 (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen, 45/I-III).

    Reinhold Heling [Hrsg.]: Die männliche Bevölkerung in den 48 ländlichen Kirchspielen der Diözesen Rastenburg und Kreuzburg im Jahre 1778. Hamburg 1979 (Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen, 41).

    Der Kreis Sensburg – unvergessene Heimat. „Das grüne Buch‟. Ortspläne und Einwohnerlisten für den Kreis Sensburg. Hrsg.: Kreisgemeinschaft Sensburg. Rheinbach 2005.

    Unsere masurische Heimat. Zum hundertjährigen Bestehen des Kreises Sensburg. Hrsg. von Karl Templin. Sensburg 1926, S. 228-231.

    Wank, Otto: Chronik masurischer Bauernhöfe vom 16. bis 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Siedlungs-, Bevölkerungs- und Wirtschaftsgeschichte Ostpreußens. In: Altpreußische Geschlechterkunde NF 44 (1996) S. 1-118.

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