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» Tschermin » Geschichte
Tschermin wurde im Jahr 1284 erstmalig urkundlich erwähnt. Der Name leitet sich vermutlich von der Besitzer Familie Czirminski her, die eine Zeitlang Besitzer diese Dorfes war. Im Jahr 1763 war das Dorf Tschermin in Verwaltung des preußischen Königs. Es befand sich bis 1920 im schlesischen Kreis Groß Wartenberg (poln. Syzów) unmittelbar an der Grenze zum Posener Kreis Kempen (poln. Kępno). Im Jahr 1920 wurde Tschermin dem polnischen Kreis Kępno zugeordnet.
Der preußische König Friedrich II. hatte im Jahr 1749 in unmittelbarer Nähe von Tschermin in der Baldowitzer Brandheide böhmische Emigranten in den neugegründeten Dörfern Groß Friedrichs-Tabor und Klein Friedrichs-Tabor angesiedelt. Die Anzahl der böhmischen Glaubensflüchtlinge nahm aber stetig zu, so das die Parzellen für die Kolonisten nicht mehr ausreichten. In Groß Friedrichs-Tabor waren 56 Parzellen und in Klein Friedrichs-Tabor 14 Parzellen für die Kolonisten erschlossen worden. Da das bereits bestehende Dorf Tschermin kaum noch Einwohner besaß, wurden die noch vorhandenen Bewohner in andere Dörfer des Kreises Groß Wartenberg umgesiedelt und das komplette Dorf Tschermin den böhmischen Emigranten zu Kolonisierung zur Verfügung gestellt. Es entstanden 1763 insgesamt 69 Kolonistenstellen und somit war Tschermin das größte böhmische Dorf im Kirchenspiel der evangelisch-reformierten Gemeinde der böhmischen Brüder von Groß Friedrichs-Tabor. Das Dorf Tschermin war auf das Hauptdorf Groß-Friedrichs-Tabor ausgerichtet. Neben der Kirche befand sich auch die Schule und der Friedhof dort. Im Jahr 1834 wurde auf Grund des Wachstums des Ortes Tschermin eine eigene Schule im Dorf errichtet. Als das Hauptdorf Groß Friedrichs-Tabor um 1880 aus der Baldowitzer Brandheide in die Gemarkung des Dorfes Gohle bei Bralin verlegt wurde und neben der Kirche auch der Friedhof dorthin verlegt wurde, beschloss die Gemeinde Tschermin einen eigenen Friedhof anzulegen. Dieser Friedhof wurde im Jahr 1896 auf einem Grundstück „Pelske Kaped‟ am Rande von Tschermin eingerichtet. Weil zu diesem Zeitpunkt die in Tschermin lebende Bevölkerung schon aus Einwohner mit verschieden Konfessionen bestand wurde der es ein multikonfessioneller Friedhof für alle Einwohner. Neben den evangelisch-reformierten Kolonisten die sich zur böhmischen Nationalität bekannten, gab es auch immer mehr Kolonisten die sich im deutschen Umfeld integriert hatte und zum evangelisch-lutherischen Glauben gewechselt hatte. Katholisch waren vereinzelt in Tschermin arbeitende polnische Landarbeiter. Der neue Friedhof wurde von 1896 bis 1945 genutzt. Im Jahr 1945 lebten noch 72 Familien überwiegend böhmischer und deutscher Nationalität in Tschermin.
Mit dem Ende des 2.Weltkrieges löste sich die Gemeinde Tschermin fast vollständig auf. Die Familien mit böhmischer Nationalität gingen in die Tschechei in die freigewordenen Gebiete der Sudetendeutschen und die Menschen die sich der deutschen Nationalität zugehörig fühlten flohen nach Deutschland. Etwa im Jahr 2000 starb in Polen die letzte bekannte Nachfahrin der böhmischen Brüder aus Tschermin.
Text: Carsten Iwan, Pegau