Nach der Abtretung des größten Teils der Provinz Posen und Westpreußens an Polen nach dem Friedensvertrag von Versailles verlegte die Regierung in Bromberg ihren Sitz 1919 nach Schneidemühl (poln. Piła). Am 20. November 1919 nahm sie ihre Tätigkeit als Regierungsstelle für den Verwaltungsbezirk Grenzmark Westpreußen-Posen auf. Diese verwaltete alle beim Deutschen Reich verbliebenen Gebiete der Provinzen Posen und Westpreußen westlich der Weichsel. Die Regierungsstelle in Schneidemühl trug ab 11. Januar 1921 den Namen Posen-Westpreußen. Seit dem 1. Juli 1922 war Schneidemühl Hauptstadt der neuen Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen.
Die neue Provinzhauptstadt wurde mit großem Aufwand ausgebaut. Schneidemühl war bisher eine Kleinstadt und sollte nun das Zentrum für alle deutsch gebliebenen Gebiete zwischen Pommern, Brandenburg und Schlesien einerseits und Ostpreußen andererseits bilden. Die neue Reichsgrenze verlief nur wenige Kilometer östlich der Stadt, durch die der Verkehr zwischen dem zur deutschen Exklave gewordenen Ostpreußen und dem restlichen Deutschland rollte.
Im Jahr 1934 kündigte die polnische Staatsregierung das in Versailles am 28. Juni 1919 abgeschlossene deutsch-polnische Minderheitenschutzabkommen einseitig auf. Die Folge war ein großer Zustrom von Vertriebenen und Flüchtlingen aus dem Gebiet des Polnischen Korridors sowie aus anderen nun unter polnische Hoheit gekommenen oder polnisch besetzten Gebieten. Die Einwohnerzahl stieg auf über 43.000 an.
Die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen, deren Hauptstadt Schneidemühl geworden war, wurde schon seit 1933 vom Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg in Personalunion mitverwaltet, dann aber am 1. Oktober 1938 aufgehoben und (mit veränderten Grenzen) als Regierungsbezirk der Provinz Pommern angegliedert. Schneidemühl blieb als Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks weiterhin Verwaltungszentrum.
Nach schweren Kämpfen wurde die Stadt durch sowjetische Truppen am 14. Februar 1945 eingenommen. Nach Kriegsende wurde Schneidemühl im Sommer 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt und erhielt die polnische Ortsbezeichnung Piła. Die Stadt ist heute ein Teil Polens.
Quelle:
Der Stadtkreis Schneidemühl bestand im Jahr 1930 aus einer Stadtgemeinde. Er bestand am 1. Dezember 1930 aus der Stadtgemeinde Schneidemühl. Die Zahl der Einwohner am 16. Juni 1925 ist in Klammern angefügt.
Stadtgemeinden | |||
Ort | evangelische Kirche | katholische Kirche | Standesamt |
Schneidemühl (37.520) | Schneidemühl | Schneidemühl | Schneidemühl |
Quellen:
Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen Band V Grenzmark Posen-Westpreußen. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und anderen amtlichen Quellen unter Zugrundelegung des Gebietsstandes vom 1. Dezember 1930 bearbeitet vom Preußischen Statistischen Landesamt, Berlin 1930, S. 20. Digitalisat in Wielkopolska Biblioteka Cyfrowa (Großpolnische Digitale Bibliothek; besucht am 28. November 2020)
Kreisseite Chodziesen – Stand 01.12.1871
Kreisseite Kolmar i.Posen – Stand 01.12.1885
Kreisseite Kolmar i. Posen – Stand 01.12.1905
Grenzmark Posen-Westpreußen – Stadt- und Landkreise – Stand 01.12.1930