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Besonderheiten im Forschungsgebiet
Die mehrsprachige Region Wolhynien war geprägt von einer Vielzahl an Konfessionen. Die Mehrheit der polnischen Einwohner zählte zur kath. Kirche, russische und ukrainische Bewohner zählten sich zur russ.-orth. Kirche. Familien mit deutscher Abstammung gehörten meist zur ev.-luth. Kirche. Jedoch verallgemeinern lassen sich diese Sätze nicht. So wie es Polen in der ev.-luth. Kirche gab, so gehörten manche deutsche Familien auch zur russ.-orth. Kirche.
Hugo Karl Schmidt notierte über 20 verschiedene Konfessionen und Glaubensrichtungen in Wolhynien in seinen Manuskripten in den 1980er Jahren zu seiner späteren Veröffentlichung Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Wolhynien. Auf den folgenden Seiten sind die Konfessionen beschrieben, zu denen wir innerhalb der FST Wolhynien Dokumente gesichtet haben und Auskunft erteilen können.
Baptisten |
Bei der Auswanderung von Polen nach Wolhynien in den Jahren 1859 bis 1862 waren auch viele Baptistenfamilien beteiligt. Sie zogen in die Gegend von Nowograd-Wolynsk und Shitomir. Die Gemeinden standen unter Selbstverwaltung. Für die Leitung waren ein Gemeindevorstand und die Gemeindeältesten zuständig. Eine Mitwirkung im Bund oder in den verschiedenen Vereinigungen geschah auf Freiwilligenbasis.
Von den Baptisten sind nur sehr wenige Kirchenbücher bekannt. In dem folgenden geschichtlichen Abriß sind die Gemeinden mit den Seiten im VolynWiki auf wiki.wolhynien.net verlinkt:
1858 | Am 15. November wurden in Adamow, Russisch-Polen die ersten 9 Baptisten vom Bruder Weist getauft. Zu den Täuflingen gehörte G.F. Alf, der erste Baptist und Prediger in Russland. Dieser Tag wurde später als Jubiläumstag der Baptisten in Russland gefeiert. |
1864 | Gründung der Gemeinden Horschtschik und Sorotschin. |
1866 | Gründung der Gemeinde Neudorf bei Shitomir. |
1874 | Taufe der ersten Gläubigen aus Roshischtsche durch Untertauchen. Erste Beratung der Russisch-Rumänischen Vereinigung unter der Leitung von Bruder Berneike in Neudorf, Wolhynien. |
1875 | Gründung der Gemeinde Cholossna. |
1877 | Ausweisung aller 6 Baptisten-Prediger mit ihrer Familie aus Russland. |
1878 | Gründung der Gemeinde Toporischtsch mit überwiegend polnisch sprechenden Gemeindemitgliedern vormals aus den Masuren. |
1879 | Am 28.9. wurden die Grundgesetze über die Bekenntnisfreiheit der Baptisten in Russland veröffentlicht. Die Baptisten wurden staatlich anerkannt und die freie Ausübung ihres Glaubens zugestanden. |
1881 | Gründung der Gemeinde Lucinow. |
1884 | Konferenz in Neudorf: Nach 10 jährigem Bestehen der Russisch-Rumänischen Vereinigung wird diese geteilt. Die Gemeinden in Wolhynien bilden die Westrussische Vereinigung und die Gemeinden in Südrussland und Rumänien gehören zur Südrussisch-Rumänischen Vereinigung. Gründung der Gemeinden Roshischtsche und Nowo-Rudnia. |
1885 | Gründung der Gemeinde Iwanowitsch. |
1887 | Konferenz in Neudorf: Gründung der Russischen Union mit der Polnischen, West-Russischen und Süd-Russischen Vereinigung. Am Sonntag reichte die große Kapelle mit 1.000 Sitzplätzen nicht aus für die vielen angereisten Gäste. |
1888 | Gründung der Gemeinde Moisejewka. |
1899 | Konstituierung der Gemeinde Rudkowsky Chutor und Gründung der Gemeinde Stawetzky-Slaboda im Gouvernement Kiew. |
1901 | Gründung der Gemeinde Kolowert. |
1907 | Gründung der Gemeinde Shitomir. |
1908 | Die böhmische Gemeinde Glupanin wird selbständig. |
1909 | Gründung der Gemeinde Pulin. |
1921 | Teilung Wolhyniens. Gründung der Slawischen Vereinigung mit den Gemeinden aus Westwolhynien. |
1923 | Gründung der slawischen Gemeinde Ploska. |
1924 | Die Gemeinde Klossin wird selbständig. |
1927 | Gründung der Gemeinde Porozow und der slawischen Gemeinde Zdolbunow. |
1928 | Gründung der Union der Baptisten-Gemeinden deutscher Zunge in Polen. |
1938 | Die Gemeinde Kostopol wird selbständig. |
Literatur und Quellen:
- Donat, Rudolf: Das wachsende Werk. Ausbreitung der deutschen Baptistengemeinden durch sechzig Jahre (1849 bis 1909), J. G. Oncken Verlag Kassel, 1960
- Kluttig, Robert L.: Geschichte der deutschen Baptisten in Polen 1858-1945, Selbstverlag des Verfassers 1973; Winnipeg, Canada
- Kupsch, Eduard: Geschichte der Baptisten in Polen 1852-1932, Selbstverlag, Zduńska Wola 1932
- Miller, Donald N.: In The Midst of Wolves, A History of German Baptists in Volhynia, Russia, 1863-1943; Portland, Oregon 2000
- Pritzkau, Johannes: Geschichte der Baptisten in Südrussland, hrsg. von der Historischen Kommission des BTG in Deutschland, Lage 1999, ISBN 3-927767-52-2
- Der Hausfreund. Eine Zeitschrift für Gemeinde und Haus. Organ der deutschen Baptisten in Russland. Erschienen 1889-1914
- Der Wahrheitszeuge. Eine Zeitschrift für Gemeinde und Haus. Organ der deutschen Baptisten. Erschienen 1879-1941
Evangelisch-Reformierte Kirche |
Das Konsistorium der Ev.-Ref. Kirche hatte den Sitz in Wilna (heute Vilnius). Der Bezirk der Wilnaer reformierten Synode gehörte neben den Konsistorialbezirken St. Petersburg, Moskau, Riga, Kurland und Warschau zum Ev.-Luth. Generalkonsistorium mit Sitz in St. Petersburg.
Im Jahr 1878 gründeten eingewanderte evangelische Tschechen die Kolonie Michailowka, nordwestlich von Rowno. Die Kolonie wurde zur Filialgemeinde in dieser Region und bediente Evangelisch-Reformierte in den umliegenden Ortschaften.
Zwei Filialgemeinden befanden sich in Czeski Boratyn bei Luzk und Czeski Kupiczow bei Wladimir-Wolynsk. In den russischen Ortsverzeichnissen der Jahre 1888 und 1906 wurden folgende tschechische Ortschaften aufgelistet. Der Ujesd ist mit der ausführlichen Abschrift im VolynWiki auf wiki.wolhynien.net verlinkt:
- Ujesd Dubno
Wolost Boromel: Lysin; Wolost Dubno: Aleksandrowka; Wolost Jaroslawitschi: Pogliszy; Wolost Malin: Dorogostajschtschina, Falkowschtschisna / Falkowschtschina, Juljanowka, Kneruty, Malin; Wolost Misotsch: Osirko; Wolost Mlynow: Bojarka, Krasnaja Gora, Nowiny, Podgajzy; Wolost Werba: Bjelogorodka (Sofija); Wolost Sudobitschi: Ploska, Semiduby; Wolost Teslugow Rogosno - Ujesd Luzk
Wolost Polonka: Borotinskij, Metischinskij, Pulganowskij; Wolost Romanow: Koitsche, Teremno; Wolost Tortschin: Knjagininsk, Miluschi; Wolost Tscharukow: Niwa, Ostrow - Ujesd Nowograd-Wolynsk
Wolost Korez: Morosowka; Wolost Kurnoje: Sokolowa-Tscheschskaja - Ujesd Ostrog
Wolost Zdolbunow: Glupanin - Ujesd Rowno
Wolost Djatkewitsche: Martinowka; Wolost Rowno: Kwasilow und Michailowka; Wolost Tutschin: Goringrod - Ujesd Shitomir
Wolost Beschew: Tscheschskij; Wolost Lewkow: Kroschnja-Tscheschskaja; Wolost Solotwin: Osikowa - Ujesd Wladimir-Wolynsk
Wolost Horochow: Saschtschitowa; Wolost Skobelka: Nowoselki Nowyje, Nowoselki Staryje
Literatur und Quellen:
- Pamâtnaâ Kniška Volynskoj Gubernii na 1888 god, Izdanіe Volynskago Gubernskago Statističeskago Komiteta; Žitomir 1887
- Spisok Naselennyh Mest Volynskoj gubernіi na 1906 god, Izdanіe Volynskago Gubernskago Statističeskago Komiteta; Žitomir 1906
- Laaland, Cornelius: Personalstatus der Evangelisch-Lutherischen und Evangelisch-Reformierten Kirche in Russland, St. Petersburg 1888, S. 100-108